[…] Das ›Tal‹ ist anders. Es geht hier um das Wirkliche und mehr noch um das, was möglich ist und wäre. Es geht um Eigenes, und vielleicht mehr noch um Fremdes; sicherlich zuerst um Kunst, doch genauso auch um diesen Ort, um seine Gestaltung, um seine Gestalt. Das ›Tal‹ ist ortsspezifisch und gewinnt gerade dadurch Modellcharakter. Es begreift sich als ein privater öffentlicher Raum, ein öffentlicher Raum der durch die Kunst allererst gebildet wurde. Die Kunst gestaltet diesen Ort über die Kunst hinaus. […]*
Das Areal im Tal ist keine Parklandschaft, sondern eine naturnahe Kulturlandschaft mit extensiver landwirtschaftlicher Nutzung. Seit 1986 hat sich hier wieder eine hohe Artenvielfalt an Flora und Fauna entwickelt. In den Feuchtwiesen mit ihren Teichen lassen sich sowohl Frösche und Molche beobachten, als auch unterschiedliche Libellenarten, wie zum Beispiel die Große Königslibelle. Die besondere landschaftliche Situation bietet Vögeln wie der Wasseramsel, dem Turmfalken, dem Roten Milan und auch dem Eisvogel günstige Lebensbedingungen. Weiden und Bach begleitende Hochstaudenflure mit Mädesüß und Bittersüßem Nachtschatten folgen dem fischreichen Mehrbach in der Aue. Baumgruppen und Solitäre schaffen Räume in den ökologisch hochwertigen, jährlich nur einmal gemähten Wiesen. Mähwege mit artenreichen Wegsäumen führen an den Weiden der einheimischen Rinder vorbei. Üppige Waldränder schützen ›die Mihr‹, einen kleinen, bewaldeten Hügel, der die Kunst geheimnisvoll verbirgt, die sich sonst im Tal offener zeigt.
Seit 1986 sind etwa 50 Künstler – Landschaftsarchitekten, Bildhauer, Schriftsteller und Musiker – der Einladung des Bildhauers Erwin Wortelkamp gefolgt, den Landschaftsraum im Tal zwischen Hasselbach und Werkhausen umzugestalten. Dabei nutzen sie die landschaftlichen Gegebenheiten, die geprägt sind von einem Bachlauf, Wiesen, Weiden und bewaldeten Flächen. Zumeist nur gemähte Wege erschließen das mittlerweile 10 Hektar große Gelände, in das die ortsbezogenen vielgestaltigen Kunstwerke integriert wurden. Kunst und Natur suchen hier auf unterschiedliche Weise einen behutsamen Dialog. Entstanden ist – in Privatinitiative – eine in Europa einzig- artige Anlage. Um eine Wirkungseinheit von Landschaft und Kunst zu finden, waren auch historische Gartenkünstler eine Orientierung. So zum Beispiel Friedrich Ludwig von Sckell (1750–1823) mit seiner Forderung, dass er (der Gartenkünstler) »alles, was die Natur, sowohl im Innern als auch im Äußern bereits aufgestellt hat, mit der strengen Aufmerksamkeit aussuchen, prüfen und erwägen [muss], was er für seine Anlage benutzen und anwenden kann.«
Haus für die Kunst
Ort wechselnder Ausstellungen.
Coronabedingt derzeit kein Programm. Dafür arbeiten wir gerade am Ausstellungsarchiv.
Schulstraße 18 | 57635 Hasselbach
Depositum
»Eine silbrig schimmernde Schatztruhe, verortet im architektonischen Niemandsland eines Gewerbegebiets.«
Matthias Dietz Architekt, Bamberg
Im 2 km entfernten Weyerbusch ist im zuge der Ausstellungeröffnung ›hier und dort‹, das ›Depositum‹ am 13. Dezember 2009 feierlich eingeweiht und eröffnet worden. Das Gebäude ist zukünftig der Ort für das Stiftungsgut des Künstlers Erwin Wortelkamp.
Entwurf und Realisierung: quartier vier
Depositum | Im Bruch 3 | 57635 Weyerbusch
Haus für August Sander
Hanspeter Demetz | Haus für August Sander
Raum für Archive
›Raum für Archive‹ – wissen, speichern, nutzen
Das Archiv ist eine Gedächtnisinstitution, ein Wissensspeicher, der Informationen sammelt, im besten Fall ordnet, um sie neu nutzbar zu machen; ein Ort der Erinnerung wie auch ein Ort für ‚Zukünfte‘. Im Souterrain des ehemaligen Schulhauses eröffnet die ›im Tal – Stiftung Wortelkamp‹ den ›Raum für Archive‹, der – den Stiftungszwecken entsprechend – Materialien zum künstlerischen Werk von Erwin Wortelkamp wie zur Anlage ›im Tal‹ zusammenführen wird. Es entsteht mit dem von Kim Wortelkamp entworfenen ›Raum für Archive‹ nicht nur ein Ort, an dem Entwicklungslinien des einen wie des anderen nachvollziehbar werden, sondern eben vor allem ein Ort, an dem sich die Bezüglichkeiten zwischen beiden neu definieren und weiter füllen werden. Die Mehrstimmigkeit der Materialien bildet die Basis für die gewünschte immanente Dynamik der Nutzung. Es geht hier nicht primär darum, einer vergehenden Gegenwart durch Aufzeichnung und Sortierung ein Überleben zu sichern, sondern darum, neue Prozesse und Erzählweisen anzustoßen.